Das Designerauge


Prof. Jutta Brinkmann
„Am Ende ist eben alles designt! Alles, was Sie jetzt gerade vor sich haben: Ihr Tisch, auf dem Ihr Computer steht, ist designt, sowie der Computer selbst, der uns nun dieses Gespräch ermöglicht. Wirklich alles ist designt.“ Dreh- und Angelpunkt unseres Gesprächs mit Jutta Brinkmann ist die Wahrnehmung einer Gestalterin im alltäglichen Leben und wie sehr die Berufung das persönliche Leben beeinflussen kann. Als Designerin läuft man viel aufmerksamer durch die Gegend. Es prasseln täglich viele Eindrücke auf Brinkmann ein, denn sobald man die theoretischen Gestaltungsgrundlagen kennt, nimmt man Design ganz anders wahr. Und: Sie sieht viel Verbesserungsbedarf. Ein immer wiederkehrendes Beispiel ist etwa die Speisekarte im Restaurant.
Bevor Brinkmann, erst als Lehrbeauftragte an der Fakultät 3 und nun als Professorin an der Fakultät 1, anfing, hat sie einiges an Berufserfahrung gesammelt. Ihre Erfahrungen stammen sowohl vom Arbeiten in diversen Softwarehäusern als auch von der freiberuflichen Arbeit. Die Entscheidung, freiberuflich zu arbeiten, ist ein natürlicher Schritt für Designerinnen und Designer, um schon früh ein Portfolio aufzubauen und die praktischen Fertigkeiten anzuwenden. Aus diesem Grund arbeitet Brinkmann schon seit ihrem Masterstudium nebenbei als Freiberuflerin. Dabei sei es ein großer Unterschied, ob man Übungen und Projekte an der Hochschule gestalte, wo man von Lehrenden intensiv betreut werde, oder ob man Auftragsarbeiten mache, so Brinkmann.
Ideenentwicklung und -planung ist ein Schwerpunkt der visuellen Gestaltung, den Brinkmann als Freiberuflerin ausführlicher kennenlernen und vor allem mitgestalten konnte: „Ideenentwicklung ist immer die Phase, wo die meisten drauf fliegen, weil man da am kreativsten sein kann. Und in der Planung verteilt man logischerweise dann mehr die Aufgaben. Ich habe beides gemacht und ich glaube, entscheiden könnte ich mich dazwischen nicht, weil bei der direkten Zusammenarbeit mit dem Kunden alle Gestaltungsphasen der Projektentwicklung eingebunden sind.“ Brinkmann unterstreicht die Relevanz aller Phasen bei der Entwicklung visueller Konzepte und deren Umsetzung. In der Umsetzung werden alle Elemente des jeweiligen Projekts fertiggestellt. Ein Beispiel, das Brinkmann nennt, sind IT-Projekte, bei denen ein Datenexport stattfindet. Dabei werden alle visuellen Elemente und alle Daten der Designerinnen und Designer an die Entwicklerinnen und Entwickler weitergegeben. Dies ist eine Schnittstelle, die Brinkmann besonders interessiert: „Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, mit der IT-Abteilung zu besprechen, wie das visuelle Konzept dann letztendlich technisch umgesetzt werden kann. Ab dem Moment, wo verschiedene Disziplinen aufeinandertreffen, packt es mich. Eben auch ein Grund, warum ich den Studiengang ITR so cool finde, weil verschiedene Fachdisziplinen zusammenarbeiten und man davon so viel hat. Das werden Sie vor allem später merken, wenn Sie anfangen zu arbeiten.“
Brinkmann hat in ihrer Karriere schon früh herausfordernde Projekte gestemmt. Dadurch kam die Frage auf: Was kommt als nächstes? Die Lehre erschien als neue Herausforderung. Dabei stellte sie sich die Frage, ob sie in die Rolle der Lehrenden passe. Brinkmanns Interesse am interdisziplinären Arbeiten hat sie letztendlich auch zu uns an die Hochschule geführt: „Ich arbeite gerne mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen und gebe mein Wissen innerhalb der Lehre auch sehr, sehr gerne weiter.“
Sie begann ihre Lehrtätigkeit als Lehrbeauftragte an der Fakultät 3. Das bedeutet, sie hatte an der Fakultät 3 zwei Lehraufträge, während sie parallel dazu noch als Freiberuflerin arbeitete. Ein Lehrauftrag war das Modul Grundlagen der Gestaltung, an dem Studierende verschiedener Studiengänge teilnahmen. Der andere Lehrauftrag war das Modul Corporate Design, im Studiengang Integrated Media Communication (IMC), das ist ebenfalls ein interdisziplinärer Studiengang. Seit dem Wintersemester 2020/2021 ist sie als Professorin ausschließlich an der Fakultät 1 tätig. Bevor der Präsenzunterricht aufgrund von Corona (vorübergehend) ausfiel, stand Brinkmann erst zweimal im Unterrichtsraum. Mit ihrer Einschätzung der Online-Lehre steht sie nicht alleine: Persönlich und vor Ort wäre es schöner.
Aus privatem Interesse erstellt Brinkmann viele Playlists bei Spotify, um sich Musik zu sichern und immer schnell auf ihre Lieblingsmusik zugreifen zu können. Bei der Gelegenheit haben wir die Chance nicht ausgelassen nach Musikfavoriten zu fragen. Ein hohes Klangvolumen und ein tiefer Charakter der Musik ist für Brinkmann von Bedeutung. Sie mag vor allem orchestrale Musik. Aktuell hört sie sehr gerne Lana del Rey sowie die französische Post-Rock Band Alcest. In ihrer Freizeit beschäftigt sich Brinkmann aber vor allem mit Schriftgestaltung. Dabei ist besonders die Form einzelner Buchstaben und die daraus folgende Komposition, die die Schriftart ergibt, von großem Interesse für die Gestalterin. Darüber hinaus ist die Typografie auch ein Forschungsgebiet von Brinkmann. So ergibt es sich ganz natürlich, dass Brinkmann von ihrem Beruf begeistert ist.
Mit Brinkmanns Auge für Design und Gestaltung ist es keine Überraschung, dass für sie in einer Technischen Dokumentation die illustrative Bebilderung als weitere Erklärung neben dem Text ausschlaggebend ist. Dabei ist es ihr aber wichtig zu betonen, dass alle Inhalte der verschiedenen Fachdisziplinen in einer Technischen Dokumentation maßgebend sind. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen unseres Studiengangs ist für Brinkmann das Alleinstellungsmerkmal schlechthin. Die Studierenden sind durch den ITR-Studiengang fachlich sehr breit aufgestellt. Sie haben für die unterschiedlichsten Berufe und Richtungen eine Grundlage, auf der sie aufbauen können. Themenbedingt können Studierende des ITR-Studiengangs fachlich von Stein zu Stein springen und Input liefern. Diese Sichtweise zu Studium und Beruf finden wir auch in Jutta Brinkmanns abschließendem Ratschlag an Studierende für die Zeit nach dem Studium wieder:
„Probiert Euch aus, probiert vor allem unterschiedliche Dinge. Nehmt alles mit, was Ihr kriegen könnt, stellt viele Fragen und bringt Euch in die Projekte ein. Später wird rückblickend klar, was für eine tolle Zeit das Studium war. Insofern: Genießt die Zeit und habt Spaß!

